NACHTRAG: Dies ist einer der letzten Blogeinträge zum Thema Ernährung und Gesundheit auf dieser Adresse. Alle vergangenen und zukünftigen Einträge zu diesem Thema gibt es künftig auf http://www.urgesundheit.de/. Dieser Blog widmet sich künftig Themen außerhalb von Ernährung.
Kefir
Damit komme ich gleich zu der nächsten Neuerung, von der ich berichten möchte. Ich mache jetzt seit ungefähr 3 Wochen Kefir und trinke den jeden Tag. Kefir ist bei der SCD eigentlich nicht erlaubt, wobei Elaine Gottschall diese Entscheidung später auf der Long-Island-Mailing-Liste etwas relativiert hat, indem sie sagte, sie könne Kefir aufgrund des Restlaktosegehalts erst empfehlen, wenn ein Patient beschwerdefrei sei. Nun ja, das ist natürlich fast schon eine komische Aussage, denn wenn es einem super ginge und man keine Beschwerden hätte, würde man wohl kaum nach einer weiteren Quelle von Probiotika suchen. Ich trinke den Kefir ja nicht, weil er so lecker ist, sondern weil ich meinem Darm damit etwas Gutes tun will und hoffe, dass die Vorteile gegenüber dem Nachteil der Restlaktose überwiegen. Bis jetzt habe ich den Eindruck, dass dies absolut der Fall ist.
Sauerkraut und Fermentation
Dies ist aber noch nicht alles aus dem Kapitel „Probiotika-Abenteuer“. Ich habe auch vor etwas über 3 Wochen Sauerkraut angesetzt. Für die, die es nicht wissen: ebenso wie Kefir handelt es sich bei Sauerkraut um ein vergorenes Lebensmittel. Gärung oder auch Fermentation passiert im Falle von Sauerkraut (im Gegensatz zum Joghurt und Kefir, bei dem die Gärorganismen bewusst zugesetzt werden) mit Hilfe von natürlich in der Luft und auf den Lebensmitteln vorkommenden Mikroorganismen, vorwiegend Bakterien und Hefen. Dadurch ist der Gärprozess mehr dem Zufall überlassen, aber es entsteht auch ein besonders vielfältiger und ausgewogener „Zoo“. (Bei Kefir sind es ja die so genannten Kefirknollen, die man der Milch zusetzt und die aus ihr innerhalb von 24 Stunden den Kefir machen. Kefirknollen sind, wenn ich es recht verstehe, so etwas wie ein symbiotisches Gebilde aus einer relativ großen Vielfalt von Bakterien und Hefen. Deswegen riecht Kefir auch immer ein bisschen nach Hefeteig und enthält auch ein kleines bisschen Alkohol.) Bei der Gärung wird v.a. Zucker verstoffwechselt und es entstehen saure oder auch alkoholische Stoffwechselprodukte, wie z.B. im Falle von Sauerkraut die Milchsäure (da es sich vorwiegend um Milchsäurebakterien handelt). Im Laden gekauftes Sauerkraut ist fast immer pasteurisiert (es sei denn, es steht im Beutel im Kühlregal) und enthält keine lebendigen Bakterien mehr. Rohes, ungekochtes Sauerkraut hingegen ist eine reiche Quelle nützlicher Bakterien. Nützlich sind sie vor allem, weil sie schädlichen (krankmachenden) Organismen (Pathogenen) den Lebensraum im Darmlumen streitig machen. Die meisten Probiotika siedeln sich im Darm nicht dauerhaft an, aber während ihrer Durchreise nützen sie uns trotzdem sehr.
Von dem Sauerkraut esse ich jetzt seit ca. einer Woche jeden
Abend ein paar Gabeln voll, obwohl es noch nicht ganz fertig ist. Es schmeckt
schon sehr gut, wird aber sicher noch weicher werden. Ich denke, dass mir das
sehr nützt und kann es nur empfehlen.
L.casei
Im Bereich Joghurt habe ich auch ein bisschen
herumexperimentiert. In unserer wunderbaren, kleinen aber feinen „SCD in
Deutschland“-Gruppe auf Facebook bekam ich den Rat, mir aus Italien „Enterolactis
Plus“ zu bestellen. Dies sind probiotische Kapseln mit L.casei-Bakterien.
L.casei ist eine Spezies mit diversen Stämmen, zwei davon kennt man von
Produkten wie Yakult und Actimel. Der in Enterolactis enthaltene Stamm soll
sich im Gegensatz zu diesen im menschlichen Darm ansiedeln können, da er auch
aus menschlicher Darmflora gewonnen wurde (nicht bildlich vorstellen). Diese
Kapseln lassen sich natürlich auch öffnen und der Inhalt sich gemeinsam mit
einem geeigneten Joghurt als Joghurtferment nutzen. So bekommt man mehr
Bakterien für sein Geld, da sie sich natürlich im Joghurt sehr schnell
vermehren. Noch dazu überleben Laktobakterien im Joghurt die Magen- und
Dünndarmpassage zahlreicher. Es hat also nur Vorteile. Allerdings lasse ich
dann die Acidophilusbakterien weg, wenn ich Enterolactis-Joghurt mache. Ich
wechsle jetzt immer ab. Ich habe gelesen, dass sehr ähnliche Stämme bzw.
Spezies (und Laktobakterien sind sich ähnlich) dazu tendieren, sich gegenseitig
abzutöten, wenn sie miteinander in Berührung kommen. Daher erscheint es mir
wenig sinnvoll, einen Joghurt mit 4 oder mehr Spezies machen zu wollen. Allein
schon mit dreien weiß man nicht sicher, welche davon bzw. wie viele von jeder
Spezies den internen Machtkampf während der Fermentation überhaupt überleben.
Morosuppe
Des Weiteren habe ich in letzter Zeit oft Morosuppe gemacht.
Das ist ein Rezept nach dem berühmten deutschen Kinderarzt Ernst Moro
(1874-1951). Er hat unter anderem den nach ihm benannten Klammerreflex bei Babys
beschrieben. Viele Errungenschaften gehen auf ihn zurück, und unter anderem
auch diese Suppe, der sogar das Potenzial zugeschrieben wird, möglicherweise
bei Erkrankungen wie EHEC zu helfen. Die Suppe besteht nur aus pürierten
Möhren, Salz und Wasser und hat die Eigenschaft, Durchfallerkrankungen zu
stoppen. Möhren haben die Eigenschaft, nach einer gewissen längeren Kochdauer
(mindestens eine Stunde) gewisse Bestandteile in Oligosaccharide umzuwandeln.
Diese besonderen Oligosaccharide sehen den Darmrezeptoren so ähnlich, dass
Pathogene statt an der Darmwand an diesen kleinen Zuckermolekülen andocken und
somit ausgeschieden werden. Erstaunlicherweise schmeckt diese Suppe sogar
richtig gut. Ich mache sie jetzt oft mit Ingwer zusammen. Meine Tochter mag sie
auch.
Kleiner „Rant“
An dieser Stelle würde ich gerne mal einen kleinen Frust
loswerden. Das Buch „Breaking the Vicious Cycle“ wurde von Elaine Gottschall ja
mit dem Anspruch geschrieben – und diesen Anspruch hat sie auch später immer
betont und bestätigt – die von Dr. Haas beschriebene Diät keinesfalls
abzuwandeln, sondern nur wissenschaftlich zu begründen. Fakt ist aber doch,
dass Dr. Haas doch gar keine so umfangreiche Erlaubt-/Nichterlaubt-Liste
zusammengestellt hat wie Elaine Gottschall, und dass daher alle SCD-Anhänger
sich bei Aussagen darüber, was erlaubt ist, immer auf Elaine Gottschall
berufen, denn sie hat ja diese Liste zusammengestellt und stetig – und sehr
wohl nach ihrem eigenen Gutdünken – erweitert. Das ist ja nicht unbedingt
schlecht, nur ärgert es mich, wenn in der SCD-Community immer darauf beharrt
wird, dass Elaine Gottschall sich ganz Dr. Haas untergeordnet hat und selbst
keinerlei Änderungen vorgenommen hat.
Was mich aber ungleich mehr stört, ist dass die
wissenschaftliche Begründung zu wünschen übrig lässt. Das Buch lässt so viele
Fragen offen. Ich habe keinen Zweifel daran, dass Elaine Gottschall tatsächlich
gute Gründe dafür hatte, ihre Erlaubt-/Nichterlaubt-Entscheidungen so zu
fällen, wie sie es tat. Aber es wurmt mich, dass die handfesten
wissenschaftlichen Erläuterungen im Buch so hauchdünn sind. Man fühlt sich als
Leser ein bisschen in seiner Intelligenz unterschätzt. Ein nicht unwesentlicher
Teil des Buches besteht aus Leserbriefen und Antworten darauf. Aus den
Antworten spricht immer eine gehörige Portion Empörung darüber, dass jemand
es überhaupt wagt, Regeln zu hinterfragen; Regeln, die ja so in Stein gemeißelt
sind, dass die nichterlaubten Lebensmittel „illegal“ getauft wurden. Oft wird
sogar so argumentiert, dass die Sachverhalte zu komplex sind, als dass man
genaue Gründe für eine Entscheidung liefern könne. Das ist nicht sehr
befriedigend.
Darauf gekommen bin ich jetzt wegen dem Thema der
Oligosaccharide. Dies sind ja auch Kohlenhydrate, die von der Komplexität genau
zwischen Disacchariden und Polysacchariden liegen, aber in BTVC keinerlei
Erwähnung finden. Bei der FODMAP-Diät, die oft mit der SCD in Verbindung
gebracht wird, sind Oligosaccharide zu vermeiden. Eigentlich gelten sie als
unverdaulich (Ballaststoffe). Bei der SCD hingegen sind sie offenbar erlaubt,
denn sonst müssten Möhren (die ja sogar zur Introdiät gehören) und Blumenkohl
und sehr viele andere Gemüsesorten verboten sein.
Biofilm-Abbau II
Dann möchte ich natürlich berichten, wie es mit dem Biofilm
weitergegangen ist. Während der Einnahme von Interfase PLUS ging es mir
eigentlich fast die ganze Zeit hervorragend. Als es dann alle war, wollte ich
noch nicht mit dem Biofilmabbau aufhören, da ich wusste, dass es eine zähe
Sache ist und sicher nicht innerhalb von einem Monat erledigt. Aber EDTA wollte
ich nicht weiter nehmen. Also habe ich Kirkman Biofilm Defense bestellt. Das
habe ich dann 2-3 Wochen ohne nennenswerte Ereignisse eingenommen. Mir ging es
gut. Von einem Tag auf den anderen habe ich jedoch tierischen Durchfall
bekommen ‑ wirklich flüssig wie Wasser. Ich fühlte mich quasi wie am Tag vor
der Darmspiegelung und das 10 Tage lang. Blut war nicht dabei und
Bauchschmerzen hatte ich auch keine. Es war merkwürdig. Ich musste auch nicht
öfter als dreimal am Tag auf Toilette, aber eben dann „im Strahl“. Ich hab –
was als CEDler nur natürlich ist – reflexartig Panik geschoben, obwohl mir
schon klar war, dass das auch mit „die-off“ (Massensterben von Plagegeistern)
zusammenhängen könnte.Am Ende hab ich dann mit Biofilm Defense aufgehört und innerhalb von 48 Stunden war der Durchfall weg und mir ging es wieder prima. Merkwürdig! So richtig zu deuten weiß ich es noch nicht. Es war wohl sicher eine „die-off“-Reaktion, aber bedeutet das jetzt, dass ich es schon übertrieben hatte, oder dass ich mitten drin war, oder dass es gerade erst anfing zu wirken? Wie immer gibt es eigentlich niemanden, den ich fragen kann. (Ist schon doof, wenn man unfreiwillig ständig als Pionier unterwegs ist!) Eigentlich war ja der Plan, zwischendurch dann immer FMTs zu machen und vor allem gegen Ende der Biofilmbehandlung. Da diese aber nun ein so abruptes Ende nahm, sind wir gar nicht dazu gekommen. Ich bin noch nicht so sicher, wie es jetzt weitergehen soll, aber irgendwie bin ich mit dem Thema wohl noch nicht fertig.
Hier gibt es eine deutschsprachige Facebookgruppe zum Thema SCD;
und hier gibt es für die, die nicht auf Facebook sind, eine Yahoo-Mailingliste;
und hier habe ich eine Definition geschrieben.
[...] Jeder Enterotyp stellt auf eigene Weise die Energieversorgung sicher, und ist optimal an den jeweiligen Wirtsorganismus angepasst. Unsere mikrobiellen Mitbewohner arbeiten mitunter auf verschiedenen Ebenen mit uns zusammen und haben damit Einfluss auf die gesundheitliche Verfassung. Je mehr über die Auswirkungen des menschlichen Mikrobioms bekannt werden, desto näher rückt die Möglichkeit zur Verbesserung der individuellen medizinischen Versorgung und zum Beitragen einer individuellen Ernährungsempfehlung oder gar Ernährungsumstellung, die sich je nach Darmtyp richtet. [...]
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