NACHTRAG: Dies ist einer der letzten Blogeinträge zum Thema Ernährung und Gesundheit auf dieser Adresse. Alle vergangenen und zukünftigen Einträge zu diesem Thema gibt es künftig auf http://www.urgesundheit.de/. Dieser Blog widmet sich künftig Themen außerhalb von Ernährung.
März, April, Mai 2013 sind meine "Whole90". So nenne ich das, obwohl ich es genauso gut Enthaltsamkeitsdiät, 3-Monats-Kur, 90-Tage-Abstinenz oder sonst was nennen könnte. Ich hab mich aber für „Whole90“ entschieden, weil das so schön an das „Whole30“ von Dallas und Melissa Hartwig erinnert, die das Buch „It Starts With Food“ geschrieben haben, in dem eben jene 30-tägige Enthaltsamkeitsdiät als Einstieg in die Paleoernährung beschrieben und empfohlen wird.
Während das Whole30 nichts anderes als eine besonders „reine“ Paleoernährung ist, bei der unter anderem auf Zucker und Honig verzichtet wird, habe ich für diese 3 Monate die Dinge aus meinem Speiseplan gestrichen, von denen ich denke, dass sie mir in der Vergangenheit Probleme bereitet haben. Zucker (Sucrose) esse ich natürlich sowieso nicht. Außerdem eliminiere ich einige der Dinge, die beim Autoimmune Protocol of Paleo (AIP, nach Robb Wolf) verboten sind. Eine gute Quelle hierfür ist das Blog der Paleomom.
Genau heißt dies, dass ich zusätzlich zu den Einschränkungen der SCD nun auch auf folgende Nahrungsmittel verzichte:
- Nüsse jeglicher Art und in jeder Form
- alle Milchprodukte außer SCD-Joghurt und Butter(schmalz)
- Eiweiß (das Weiße im Ei, nicht Protein)
- Hülsenfrüchte -- die wären bei Paleo eh tabu, außer grünen Bohnen.
Vorsichtig bin ich nach wie vor bei
- Nachtschattengewächsen (Aubergine, Paprika, Tomaten)
- Kohlsorten
- Kaffee (meinen Espresso trinke ich nur, wenn es mir gut geht)
- Fruchtsäfte (nehme ich nur gelegentlich in Form von selbstgemachten Gummibärchen zu mir)
Ihr seht schon, da bleibt eigentlich vor allem eins übrig: Fleisch! Das ist zwar kein Dauerzustand, aber eine reine Fleischkur wäre für meinen Darm wohl gar nicht schlecht. Damit kommt er am besten klar. Natürlich esse ich auch Obst und Gemüse, aber momentan eher sparsam.
Nach meiner Darmspiegelung am 1. März ging es mir lange nicht gut. Das chemische Abführmittel macht der Darmschleimhaut anscheinend mehr zu schaffen, als mir klar war. Um dem entgegenzuwirken bzw. die Darmflora aufzubauen, habe ich seither so einiges angestellt.
Fecal Microbiota Transplant (FMT)
Ich mag mich jetzt nicht wie andere Blogger und sogar Journalisten lange damit aufhalten, zu erklären wie „eeeklich!“ das alles ist und wie krass und wie verzweifelt man sein muss, um sich zu so was durchzuringen. Das überlasse ich der werten Leserschaft, sich zu ekeln oder hoffentlich auch nicht. Tatsache ist, dass die im Folgenden beschriebene Maßnahme gar nicht neu ist, aber aktuell aufgrund ihrer einzigartigen Wirksamkeit immer mehr Aufmerksamkeit bekommt.
Ihr wisst ja sicher schon alle, dass die Darmflora aus mehr Zellen besteht als der ganze (restliche) menschliche Körper. (Eigentlich ist Darmflora ein doofes Wort, denn es sind ja keine Pflanzen, sondern Mikroben, die den Darm bevölkern. Daher spricht man heute gern vom Mikrobiom.) Sie besteht aus mehreren hundert Spezies, und bei Leuten mit CED sind es erwiesenermaßen viel weniger verschiedene Spezies, und davon dann sehr wahrscheinlich auch noch die falschen. Die Forschung steht hier ja noch ganz am Anfang, obwohl sich gerade in dem Bereich viel tut – was aber zunächst, wie es so oft der Fall ist, erst mal dazu führt, dass man entdeckt, wie wenig man weiß.
Bei Leuten mit chronischem, antibiotikarefraktärem Clostridium-difficile-Befall hat man herausgefunden, dass die zu 90% geheilt werden, wenn man einfach von einem gesunden Menschen eine Stuhlprobe nimmt, die in den Mixer schmeißt, dort gründlich mit ein bisschen Kochsalzlösung verquirlt und das Gemisch dann während oder mittels einer Darmspiegelung sorgsam im ganzen Darm verteilt. Das haben inzwischen viele Studien immer wieder bewiesen. Eine musste sogar abgebrochen werden, weil es den Patienten, die nicht mit dem FMT (Fecal Microbiota Transplant) behandelt wurden, so schlecht ging, dass man ihnen das Wundermittel nicht länger vorenthalten konnte oder mochte. Bei manchen musste man es zweimal machen, aber am Ende waren alle geheilt.
Stuhl gesunder Menschen enthält also eine Menge kostbarer Bakterien. Die Bakterien machen die Hälfte des Gewichts so einer Stuhlprobe aus, heißt es. Und die können und wollen sich tatsächlich auch in fremden Därmen wieder ansiedeln und vermehren.
Ein gewisser Gastroenterologe namens Dr. Borody in Sydney, Australien, hat dieselbe Methode auch bei 6 Colitis-Patienten angewandt und damit bei allen unverzüglich Beschwerdefreiheit erreicht.
Da mein Mann gesund ist, haben wir das also kurzentschlossen in Angriff genommen. Das erste Mal vor ziemlich genau 2 Jahren, also noch einige Monate vor der SCD. Das erste Mal haben wir es sogar bei einer Darmspiegelung gemacht, d.h. der Arzt hat mitgespielt und hat mir das Gemisch (welches wir ihm fertig präpariert in einer großen Spritze mitbrachten) in das Zökum verabreicht. Danach haben wir es dann alle paar Tage wie bei Dr. Borody einfach zu Hause mit einem Einlauf gemacht. Die Wirkung war wirklich unglaublich und hat mir damals nach 4 Jahren ermöglicht, endlich mit dem Budenofalk (lokal wirkendes Kortison) aufzuhören.
Allerdings ließ die Wirkung komischerweise mit der Zeit nach, und so begann ich ja damals mit der SCD.
Danach haben wir es sehr lange nicht wiederholt und jetzt erstmals nach der Darmspiegelung wieder. Das hat auch etwas damit zu tun, dass ich auf die Webseite von Paul Jaminet gestoßen bin, der ein anscheinend sehr gutes Paleo-Buch mit dem Namen „Perfect Health Diet“ geschrieben hat, und mit ihm einen kurzen Email-Austausch hatte. Ich stellte ihm eine Frage und er hat mir sehr ausführlich und ausgesprochen freundlich und detailliert geantwortet. Auf seiner Webseite bespricht er auf vier Unterseiten die komplexe Behandlung der chronischen Darmerkrankungen. Und da tauchte eben auch immer wieder das FMT als Nonplusultra der Darmflora-Rehabilitationsmaßnahmen auf. Eine weitere wichtige Maßnahme, die auf das FMT vorbereitet, ist laut Paul Jaminet die Bekämpfung des Biofilms.
Biofilm-Abbau
Bakterien bilden eine dünne Schicht entlang der Darmwand, den so genannten Biofilm, in dem sie leben und wo sie geschützt sind. Diese Schicht besteht aus Schwermetallen, bestimmten Mineralien wie Kalzium und Magnesium, sowie aus für den Menschen unverdaulichen Pflanzenfasern (Ballaststoffe). Der Biofilm ist sehr dünn und während einer Darmspiegelung optisch nicht von der Darmwand zu unterscheiden. Paul Jaminet beschreibt die Biofilme wie eine Art Festung, in der sich die Bakterien verschanzen und fast unangreifbar sind. Das körpereigene Immunsystem, andere Mikroben und selbst Antibiotika können den Bakterien, die sich in einem gut etablierten Biofilm verschanzen, oft nichts anhaben. Daher muss bei Menschen mit einer Dysbiose (einem Ungleichgewicht des Mikrobioms, m.a.W. einer Fehlbesiedelung) zunächst der Biofilm abgebaut werden, bevor ein FMT langfristigen Erfolg haben kann.
Auf der Webseite von Jaminet werden eine Reihe von Enzymen empfohlen, die dafür geeignet sind. Ich habe diese gegoogelt und bin auf ein Präparat gestoßen, das extra für den Biofilm-Abbau hergestellt wird. Es heißt Interfase Plus von Klaire Labs. Neben den Enzymen ist auch ein Anteil EDTA enthalten, welches ein Chelationsagent ist und somit im Darm Schwermetalle bindet, so dass diese mit dem Stuhl ausgeschieden werden. Neben diesem Produkt gibt es auch von Kirkman Labs das Präparat Biofilm Defense, welches kein EDTA enthält, sondern nur Enzyme. Die Enzyme spalten die Ballaststoffe bzw. Fasern auf, die im Biofilm „verbaut“ wurden.
Das Interfase Plus nehme ich also zurzeit und hoffe, dass ich die Mistviecher damit aus ihren Festungen vertreibe. Drückt mir die Daumen, dass es was bringt! Ich werde weiter berichten.
Hier gibt es eine deutschsprachige Facebookgruppe zum Thema SCD;
und hier gibt es für die, die nicht auf Facebook sind, eine Yahoo-Mailingliste;
und hier habe ich eine Definition geschrieben.
Ich drücke die Daumen. :)
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