Freitag, 21. Oktober 2011

Warum wir heute ärmer sind

Ich lese immer wieder, dass wir in unserer Generation ja alle mehr Freizeit haben und einen höheren Lebensstandard als alle unsere Vorgängergenerationen. Dies wird als Ursache für alle möglichen gesellschaftlichen Phänomene zitiert, gute wie schlechte. Ich frage mich dann gelegentlich, ob unsere Medien wohl von einer geheimen Macht unterwandert sind, die sie sowas verbreiten lässt, damit die Menschen ruhig bleiben und die Schuld für ihre Probleme bei sich selbst anstatt bei den Rahmenbedingungen, der Wirtschaft, der Politik und ihren verkorksten Werten suchen. Wenn wir es doch alle so gut haben, dann bin ich wohl selbst schuld an meinem Bluthochdruck und meinem Burnout, aber nicht nur das, ich bin auch noch undankbar, schließlich haben meine Ahnen geackert wie blöde und protestiert und aufgeklärt und all sowas, damit ich heute auf der faulen Haut liegen kann, einer typhus- und cholerafreien Haut, und mich meinen Luxusproblemen widmen kann.

Zunächst mal zum Lebensstandard. Die meisten Leute meinen damit Geld, ich will jetzt mal etwas differenzierter sein und nenne es Kaufkraft. Ja, wir kaufen ein wie die Irren; wir sind eine Wegwerfgesellschaft. (Dessen wurde ich auch kürzlich bei O2 belehrt, als ich mich darüber beschwerte, dass das Akkuladegerät, welches natürlich nicht in der Garantie bzw. Gewährleistung enthalten ist, immer nach wenigen Monaten kaputtgeht – das sollte mich wohl irgendwie trösten). Aber bedeutet das im Ernst, dass der Durchschnittsbürger eine große Kaufkraft hat?

Natürlich nicht. Es gibt doch da seit, sagen wir mal, zwei Jahrzehnten so einen Trend, „zurück zu den guten Dingen“, um es in Anlehnung an den Slogan von Manufactum zu sagen - das ist eine Firma, die sehr hochwertige, oft handgemachte Haushaltsutensilien herstellt, und das ohne Einsatz von Kunststoffen oder –fasern, und ohne dass diese mit Strom betrieben werden müssten. Dinge, die so aussehen, als hätten wir sie von Oma geerbt, nur neu.

Wie praktisch alle vergleichbaren Läden und Hersteller richtet sich auch das Angebot von Manufactum gezielt an ein zahlungskräftiges Publikum. Ich sehe ja ein, dass man für Qualität mehr zahlen muss. Bloß kaufe ich dem Unternehmen dann seinen angeblichen Idealismus nicht ab, wenn in München der einzige Laden sich schon mal in einer Einkaufspassage befindet, in die sich ein Normalbürger nicht verirrt, da man dort nur die Sorte Boutique vorfindet, in der im Schaufenster gar keine Preise ausgewiesen sind. (Geld – mit sowas Profanem beschäftigt man sich doch hier nicht.) Aber: Woher hatte dann unsere Oma genau die gleichen Sachen? Die war doch gar nicht reich?

Und wie kommt’s, dass die Oma so feudal eingerichtet war? Okay, ihre Einrichtung hat sich 50 Jahre lang kaum verändert, aber es waren Sachen aus massivem Holz (damals hätte man verwirrt gefragt, na klar, was denn sonst, aus Pappe? – ganz genau!) und selbstredend von einem ausgebildeten Kenner seines Fachs in sorgfältiger Handarbeit hergestellt. Wer kann es sich heute noch leisten, seine Möbel bei einem Tischler in Auftrag zu geben? Nur ausgeflippte Bonzen, die in preisbefreiten Boutiquen und bei Manufactum einkaufen.

Wenn bei der Oma der Sparschäler stumpf war, hat sie den nicht weggeschmissen und einen billigen neuen gekauft, der dann nach einem Jahr wieder ersetzt werden musste, sondern sie hat ihn beim Messerschleifer wieder in Schuss bringen oder eine neue Klinge einsetzen lassen. Und das hat sie gemacht, ganz ohne dabei über Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung oder Umweltschutz nachzudenken. Socken wurden gestopft und hielten danach wieder fünf Jahre, Schuhe neu besohlt, und so weiter. Angenommen wir hätten die Muße, unsere Schuhe neu besohlen zu lassen, wäre das in den meisten Fällen Zeit- und Geldverschwendung, weil heute die Sohlen nicht mehr angenäht, sondern nur noch angeklebt werden, und der Schuh mitsamt der Sohle eine entsprechend kurze Lebenserwartung hat. Socken stopfen? Kann man machen, aber ich kann aus eigener Erfahrung bezeugen, dass die direkt neben der Stopfstelle sofort wieder einreißen, wenn ihre eingebaute Lebensdauer abgelaufen ist. Denn die scheint es durch die Bank bei Textilien, Möbeln und Haushaltswaren inzwischen zu geben. Built-in obsolescence heißt das: eingebauter Verfall.

Außerdem sind neue Socken ja so billig und unsere Zeit so knapp bemessen. Aber dazu später mehr.

Jetzt sollen sich alle mal ganz ehrlich melden, die bei Möbeln nicht sofort an IKEA denken. Aha, dachte ich‘s mir. IKEA ist heute so etwas von übermächtig, dass man als Normalverdiener nicht daran vorbei kommt. In der Preisklasse gibt es nichts Vergleichbares. Wobei ich anmerken möchte, dass IKEA nicht unbedingt so richtig billig ist. Richtig billig sind Roller oder Poco, aber deren Möbel sehen auch wirklich bockhässlich aus. Wer also kein Arzt, Anwalt oder Vorstandsvorsitzender ist, aber dennoch keine Schrankwand will, die „Hartz IV“ schreit, kauft bei IKEA. Außerdem tut IKEA wenigstens noch so, als operiere es umwelt- und sozialverträglich. Das ist doch nett.

IKEA ist heute sowas wie eine zentrale VEB Einrichtungswaren. Eine Anlaufstelle für alle. Ich kann inzwischen am Sofastoff erkennen, in welcher Saison sich jemand sein Ektorp gekauft hat. Wenn IKEA irgendwelche bestimmten Glühbirnen aus dem Sortiment nimmt, die man für seine IKEA-Lampen braucht, möchte man am liebsten beim europäischen Parlament eine Petition einreichen. Dann fällt einem wieder ein, dass wir ja hier eine freie Marktwirtschaft haben und man rein theoretisch zur Konkurrenz gehen könnte. Höhö.

Freilich, besonders lang halten die meisten Möbel nicht, und das, obwohl IKEA sich schon seit längerem seines Ramsch-Images entledigt hat. Dies wurde unter anderem dadurch erreicht, dass IKEA etwa auf Küchenmöbel und Sofas 10 Jahre Garantie gibt, wie in jedem Katalog nachzulesen ist. Natürlich bin auch ich Besitzerin einer IKEA-Küche sowie eines IKEA-Ektorp-Sofas. Letzteres besitze ich erst seit etwas über einem Jahr. Als ich vor kurzem an dem Möbelstück Mängel entdeckte, machte ich davon ein Foto und schickte mich an, auf der Internetseite eine Emailadresse oder eine Telefonnummer zu orten, mit deren Hilfe ich eine Reklamation durchführen könnte. Natürlich gab es so etwas nicht, sondern nur ein Formular. Dieses füllte ich sorgsam aus, gab brav die Quittungsnummer an, lud mein Bild hoch und schickte die Nachricht ab, woraufhin die Webseite mir meldete, ich müsse mich wohl einige Zeit gedulden, da die freundlichen Mitarbeiter alle Hände voll zu tun hätten. Nun ja, ich warte jetzt seit 6 Wochen, und ich habe den Verdacht, dass die freundlichen Mitarbeiter einen Scheiß auf mich und mein Sofa geben.

Insgesamt lässt sich feststellen: Vorbildliches Konsumverhalten und die Freude an hochwertigen (oder, wie man heute mit Bescheidenheit sagt, „wertigen“) Produkten ist den Wohlhabenden vorbehalten. Denn der Spruch „wer billig kauft, kauft zweimal“ stimmt zwar irgendwie, aber irgendwie eben auch wieder nicht ganz. Die Rechnung geht deshalb nicht auf, weil Billigprodukte heute so verflixt billig sind und Qualität so verflixt teuer, dass es sich aus rein finanzieller Sicht selbst auf lange Sicht eher lohnt, ein Wegwerfer zu sein. Und ja, aufs Geld müssen die aller-aller-allermeisten nun mal heutzutage wirklich täglich und bei jeder Anschaffung schauen, verdammt noch eins.

Klar, es macht auch Spaß, sich immer mal was Neues zu kaufen. Ich will ja gar nicht leugnen, dass es in unserer Gesellschaft auch gelegentlich das Phänomen gibt, dass man gerne etwas wegwirft, weil man dann einen guten Grund hat, sich etwas Neues zu kaufen. Und klar hatte die Oma kein zwei Meter breites Flachbildschirmfernsehempfangsgerät, das sie über 24 Monate abzahlen musste. Hat sie auch nicht vermisst. Bei solchen Sachen behaupte ich einfach, dass man sie nur will, weil andere sie haben. Auch wenn man sich dann irgendwelche rationalen Gründe ausdenkt, warum das eine vernünftige Anschaffung (oder noch vernünftiger: Investition) ist.

Wir haben also wenig Kaufkraft, und das obwohl wir zwischen 40 und sagen wir mal 70 Stunden pro Woche arbeiten, wenn wir Glück und damit Arbeit haben. Und dies wiederum trotz der ganzen Automatisierung, die uns doch angeblich so furchtbar viel unangenehme Arbeit abnimmt, so dass wir, glaubt man der Theorie, fast in dem Idealzustand angekommen sind, wo wir nur noch das Angenehme machen müssen. Also ich weiß ja nicht wie es anderen geht, aber ich komme vor lauter Arbeiten (obwohl das eigentlich der PC macht) gar nicht mehr dazu, mal die Wäsche zu waschen (obwohl das eigentlich die Waschmaschine macht) oder die Wohnung zu reinigen (obwohl das eigentlich der Staubsauger macht).

Der Bauer und seine Familie hatten früher eigentlich nur im Frühjahr und Spätsommer alle Hände voll zu tun. Da haben die sicher auch mal eine 70-Stunden-Woche hingelegt. Aber den Rest der Zeit ließ man es sich gutgehen, abgesehen vom Sockenstopfen und Durchkehren. Das, was bei uns heutzutage die „lästige Hausarbeit“ ist, zu der wir wegen unserer „eigentlichen Arbeit“ nicht mehr kommen, das war einmal die eigentliche Arbeit. Sicherlich umfangreicher als kochen und putzen, aber im Grunde nichts anderes: ernten, Vorräte einkochen, stricken, undsoweiter. (A propos: Die Kinderbetreuung war nicht halb so aufwändig wie heute, da es genug Tanten und Onkels und Omas und Opas und andere Kinder und außerdem autofreie Wiesen und Wälder gab, um diese zu unterhalten.) Und anders als in einem modernen Beruf war man kein Rädchen in einer großen Maschinerie, das einen abstrakten Beitrag zur deren Betrieb leistet, sondern man konnte die Früchte seiner Arbeit sehen, anfassen und davon unmittelbar satt werden. Und: es war alles Bio! Auch das ist heute unerschwinglich.

Den Preis für unseren so genannten Fortschritt, der in Wahrheit ein Rückschritt ist, zahlen wir mit Hektik – und unserer Gesundheit. Denn obwohl wir heute vielleicht im Durchschnitt ein paar Jahre älter werden, leiden wir immer früher, und dann bis ans Lebensende, an chronischen und/oder degenerativen Erkrankungen. Auch die Anzahl der von Depression Betroffenen steigt bekanntlich stetig. Wenn man dem in den Medien besungenen (relativen) "Wohlstand für Alle" Glauben schenkt, dann sind wir in unserer Generation ein Haufen Weicheier -- wie sonst lässt es sich erklären, dass wir nicht vor Freude, Kraft und Lebensmut strotzen?

Montag, 18. Juli 2011

Fußball

Heute morgen auf DeutschlandRadio (!!) im Interview (zwischen zwei Frauen): "Finden Sie nicht auch, dass viele Spiele einfach lahm waren und es nicht viel zu sehen gab?" "Ach, naja, ich finde man sollte den Frauen ihren Sport lassen, sie spielen so, wie es ihre körperlichen Gegebenheiten zulassen..." (Rest nicht gehört, weil abgeschaltet.) Hallo, wo sind wir hier, in den 70ern oder noch im Mittelalter? Erstens kann frau vom Fußball nicht leben, kann also nur *hobby*mäßig in der ersten Liga spielen und trainieren und muss hauptberuflich arbeiten und nebenher all den anderen Kram erledigen, den eine normale Frau so machen muss. Ist also nicht eher mangelnde Professionalisierung die Ursache? Zweitens können Frauen auch nicht so hoch oder weit springen, auch nicht so schnell laufen oder schwimmen wie Männer, trotzdem fragt niemand, ob Frauen-Leichtathletik oder Frauen-Volleyball irgendwie "minderwertig" sind. Drittens haben doch gerade viele Spiele bewiesen, dass es trotz der genannten Hindernisse packend, schnell, technisch versiert, athletisch und professionell zuging. Und kann man bitte aufhören, den Frauenfußball als eigene Sportart zu bezeichnen? Die Sportart heißt Fußball, verdammt noch mal.

Samstag, 9. Juli 2011

Top 10 Horrible Things to Say to a Distraught Friend

  1. It can’t be that bad. (Oh yes, it can.)
  2. If you had done this (xyz), all of this could have been prevented.
  3. You’re looking at this the wrong way.
  4. Everything happens for a reason.
  5. You need to focus on the good in this. (You mean things like ‘I’m not dead; not yet’?)
  6. There are people that are much worse off than you. (Right. Sorrow is only legit if you are living in a third-world country, are missing at least one limb, and/or have lost a loved one to natural disaster.)
  7. You’re making it all worse by being so negative.
  8.  When I was in your situation, I did (insert cool & composed course of action here). (Huh? You’ve NEVER been in my situation.)
  9. Look, my dog puked on my carpet this morning, so I have too much going on in my own life right now to listen to you complain.
  10. You should stop dragging (your partner, child, parents) down with your misery.

Sonntag, 3. Juli 2011

Ich weiß nicht, ob’s jemandem schon aufgefallen ist, Teil II

Ich weiß nicht ob’s jemandem schon aufgefallen ist, aber unser Sozialversicherungssystem ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Falls es das mal war. Ich hab ja schon in meinem letzten Eintrag hier darüber gemeckert, dass die Selbständigen so unverhältnismäßig stärker zur Kasse gebeten werden als ihre angestellten Mitbrüder und –schwestern. Ich gebe gern zu, dass es etwas beschränkt ist, diese Sichtweise nur auf Freiberufler und andere Einmann/frau-Betriebe anzuwenden. Jeder Selbständige und jeder Geschäftsführer, ja meinetwegen sogar CEO darf jetzt einstimmen, jawohl, sie haben mein Einverständnis und meine Genehmigung. Angenommen man schafft es als Selbständiger trotz aller im ersten Teil ausgeführten Hindernisse, sich etwas aufzubauen, und wagt den nächsten Schritt, nämlich hin zum Arbeitgebertum, so zahlt man sich dumm und dämlich an den Lohnnebenkosten, ja liebe Gewerkschaften, das ist leider wirklich so, und nicht immer nur eitles Kapitalistengejammer.

Für jeden Euro Bruttolohn legt der Arbeitgeber nur für seinen Eigenanteil an Krankenkasse, Pflegeversicherung, Rente und Arbeitslosenversicherung ca. 30 Cent drauf, schon klar, dass man sich da dreimal überlegt, ob man wirklich noch einen mehr einstellt oder lieber nicht. Unternehmer sind nun mal profitorientiert, daran ist zunächst mal nichts falsch, in gewissen Grenzen ist es sogar gut so, und es überrascht nicht, dass sie ihre Produktion unter diesen Umständen ins Billiglohn-Ausland verlagern, zumal es nicht verboten ist. (Wer gegen eine regulierte Wirtschaft ist und von den Unternehmen immer "freiwillige Selbstkontrolle", also freiwilliges Unterordnen des Profits gegenüber der Moral verlangt, ist leider realitätsfremd.)

Jedenfalls, um endlich zum Punkt zu kommen, ich hab mich schon immer gefragt, warum die Rente, das Arbeitslosengeld, die jetzigen Leistungen der Krankenkasse und die der Pflegeversicherung nicht einfach aus Steuergeldern bezahlt werden. Klar muss jeder dann mehr Steuern zahlen. Auch Unternehmen. Dafür aber keine Sozialabgaben mehr, und über die Steuer ließe sich viel einfacher für eine gerechte Verteilung sorgen.
Es wäre auch deswegen viel gerechter, weil dann Schluss wäre mit diesem merkwürdigen Prinzip der Anwartschaft. Erst gestern wieder habe ich (mit halbem Ohr) gehört, wie der Sigmar Gabriel im Fernsehen irgendwas darüber sagte, dass ein Rentner, der in seinem Leben so und so viele Jahre geschuftet hat, ja wohl im Alter mehr an monatlichen Geldzahlungen erwarten dürfe als ein Hartz-IV-Empfänger (oder so). Ich kann über solche Aussagen nur den Kopf schütteln. Was wäre, wenn ich sage: Der Rentner hatte Glück, dass er so lange Arbeit hatte. Der hatte Glück, dass er über so viele Jahre immer über ein geregeltes Einkommen verfügt hat. Der hatte verdammt noch eins Glück, dass er so viele Jahre überhaupt in der Lage war, in die ganzen Kassen (Gesundheit, Pflege, Arbeitslosigkeit, Rente) einzuzahlen bzw. einzahlen zu lassen. Jetzt bitte nicht vorschnell empören: Ich finde es ungeheuer wichtig, dass die Senioren einen guten Lebensstandard haben und ihren Lebensabend sorgenfrei und meinetwegen sonnengebräunt verbringen können. Aber dieses ganze Getue von wegen „nach den vielen Jahren der Arbeit hat man sich ja wohl das Recht erworben...“ geht mir echt voll auf den Eierstock. Als ob der die ganzen Jahre nicht für sich, sondern selbstlos für die Gesellschaft geackert, ja sich aufgeopfert hat. Pfff. 

Und genauso ist es auch beim Arbeitslosengeld. Warum muss man erst so und so lange angestellt sein, um Arbeitslosengeld so und so lange kriegen zu können, wenn man die Arbeit wieder verliert? In diesem System steckt doch das Gedankengut, man könne Arbeit bekommen (und, zumindest lang genug, behalten), wenn man sich nur ausreichend anstrengt. Wer noch nie oder nicht lang genug gearbeitet hat, wird über kurz oder lang mit Hartz IV bestraft.

Jetzt bitte nicht gleich verlangen, dass ich eine Patentlösung dafür in der Schublade liegen oder auf irgendeinem Bierdeckel stehen habe. Ich weiß nur eins: Es muss über Steuergelder gehen, denn die Zeiten des paritätischen Systems sind vorüber. Adieu, Lohnnebenkosten. Tschüss, Krankenkassenbeitrag, so long, ungerechter und komplizierter Versorgungsausgleich bei Scheidung. Ihr hattet Eure Zeit, damals, in der Ära der rauchenden Schlote und der lebenslangen Firmenzugehörigkeit. Vielleicht.

6 Things I Hate About Flickr


I pay for fast internet and a Flickr pro account so I can conveniently upload and archive my photos online, but I find I’m not always rewarded adequately for this.
After last night (4 hours of repeated photo uploads) I need to get this off my chest:

6 Things I Hate Most About Flickr
  1. It’s flippin’ awkward to use. It takes forever to find your way around the various tabs and even then, they’re just not logically structured. Which brings me to
  2. Editing, deleting and organizing pictures is a pain in the ass, since you can’t do any of these things in any of the more viewer-friendly modes; besides, you can’t edit/delete in the same tab where you organize, i.e. manage which pics go in which albums. Which brings me to 
  3. You need a lot of clicks to do a simple thing.
  4. The ‘photostream’ concept. If, like me, you often post a series of pictures you want viewed in the order they were taken, not in the exact opposite order, you’ll understand why I hate the way, by default, photos appear on Flickr. 
  5. It is bug-prone. For example, it deleted a whole album yesterday after I merely deleted a portion of the pictures that were in it. The upload tool is a disaster and very unreliable. In general, Flickr is slow on the uptake: frequently, it won’t even register that a button was clicked on, so you have to click a couple more times for the action to happen. Which is related to
  6. It is S-L-O-W. My uploads take forever (sometimes. Well, make that most of the time – or else it wouldn’t be a good rant).

Mittwoch, 8. Juni 2011

Ich weiß ja nicht, ob's jemandem schon aufgefallen ist, Teil I

Ich weiß ja nicht, ob’s schon jemandem aufgefallen ist, aber Freiberufler sind in unserem System echt angepisst. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Vielleicht mit dem Offensichtlichen. Ein Freiberufler hat, im Gegensatz zu einem angestellten Menschen, der die gleiche Arbeit macht, keinen bezahlten Urlaub. Er hat auch keine bezahlten Krankheitstage, und keinen Arbeitgeberanteil bei Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung. Wenn ein Freiberufler seinen Job verliert, pardon, ich meine wenn er mit seiner Existenzgründung scheitert, dann kriegt er in der Regel kein Arbeitslosengeld (obwohl es jetzt eine freiwillige Arbeitslosenversicherung auch für Existenzgründer gibt, aber die beim Arbeitsamt sagen immer, dass die jederzeit wieder gestrichen werden kann und die Beiträge dann futsch sind). 
 

Aber nicht nur der fehlende Arbeitgeber und seine damit nicht vorhandenen Leistungen sind ein Problem für den Freiberufler. Nein, der Staat lässt ihn auch „aktiv“ im Stich. Angenommen, da wäre ein Freiberufler, der früher mal ein angestellter Mensch war, so etwas soll’s ja geben, und angenommen, dieser angestellte Mensch hat brav den Mahnungen gelauscht, früh aktiv was für die Aufstockung seiner Rente zu tun, kurz: er hatte eine Riesterrente. Tja, Pech, lieber Freiberufler. Riesterförderung ist nur was für’s Proletariat, und nix für diese kohlescheffelnden Selbständigen. Das Riesterkonto kann man zwar auflösen, muss aber in diesem Fall die bis dato erhaltene Förderung zurückzahlen. Und die gesetzliche Rentenversicherung? Die ist für den Freiberufler ja keine Pflicht, aber jeder vernünftige Mensch… wie, 19,9% Prozent des Einkommens sind für Sie derzeit nicht bezahlbar? Also bitteschön, Sie als Selbständiger haben jetzt ein Paar von diesen „breiten Schultern“, die mehr tragen sollten als schmale, Sie wissen schon, die Sache, von der die Politiker immer reden, und die doch gut und richtig klingt.


Der Freiberufler muss, wie schon gesagt, ganz allein für seine Kranken- und Pflegeversicherung aufkommen, und dabei muss er denselben Prozentsatz seines Einkommens als Beitrag einzahlen wie ein Angestellter. Mit einem kleinen Unterschied. Falls er weniger als durchschnittlich EUR 1.916,25 pro Monat verdient, wird auf jeden Fall trotzdem so getan, als würde er dieses monatliche Einkommen erreichen, und auf dieser Basis der Beitrag errechnet. Das Zauberwort heißt Mindestbeitragsbemessungsgrenze. Selbstverständlich wird bei einem höheren Einkommen jeder zusätzliche Cent berücksichtigt (bis hin zur maximalen Grenze von EUR 3.712,50).


Dagegen hat vor einigen Jahren ein Freiberufler geklagt. Er wollte vom Landessozialgericht Bremen prüfen lassen, ob so eine Abzocke überhaupt mit der Verfassung vereinbar ist. Das Gericht hat am 22. Mai 2001 entschieden, dass das so in Ordnung ist. Hier ein kleines Schmankerl aus der Begründung: „Zudem ist es legitim, das ‚Unternehmerrisiko‘ des hauptberuflich Selbständigen nicht über die Beitragsbemessung partiell auf die Solidargemeinschaft der gesetzlich Krankenversicherten abzuwälzen.“ Hat man Worte? Hiermit wird eigentlich gesagt, dass einer, der mit seiner freiberuflichen Tätigkeit unter EUR 1.916,25 monatlich verdient, als Selbständiger versagt hat, wobei das aber durch sein willentlich und wissentlich akzeptiertes „Unternehmerrisiko“ begründet ist. Also selbst schuld.


Da muss man sich doch fragen: woraus speist sich eigentlich das stetig wachsende Heer aus Freiberuflern? Das sind doch sicher alles solche jung-dynamischen, risikofreudigen Startup-Typen, solche mit breiten Schultern und ganz vielen innovativen Flausen im Hirn, stimmt’s? Nein, Schluss mit dem Quatsch. Jeder weiß doch, dass es der Trend bei großen Konzerne und Firmen zum ach-so-hippen Outsourcing ist, das den Menschen vom Angestelltendasein zum Arbeitsamt und vom Arbeitsamt mehr oder weniger freiwillig in die Gründerexistenz führt. Wo man dann mit ein bisschen Glück wieder für den alten Arbeitgeber rackern darf, nur ohne Sicherheit und ohne Kündigungsschutz und den ganzen Schnickschnack. Das Outsourcing ist so eine schicke Sache, die hat sich mittlerweile sogar schon bei den öffentlichen Rundfunkanstalten wie MDR und BR durchgesetzt. Jawohl, die haben fast alle festen Mitarbeiter entlassen und arbeiten jetzt fast ausschließlich mit in der Branche „feste Freie“ genannten Individuen, außerhalb der Branche auch als Scheinselbständige bekannt. Wenn ein TV-Format nicht läuft, stößt man die schnell ab und holt sie sich wieder, wenn man sie braucht. Und weil es so viele feste Freie gibt, kann man sie auch preislich ordentlich unter Druck setzen. So geht das. Moderne Sklaverei powered by GEZ.


Warum der Gesetzgeber das anscheinend so will, kann man sich eigentlich nur so erklären: Weil es in der Statistik gut aussieht, wenn es keine Arbeitslosen, sondern nur haufenweise Existenzgründer gibt, die so gerade mal eben mit etwas Glück ihren Lebensunterhalt bestreiten können, und die vielleicht irgendwann mal ein Problem darstellen, wenn sie alt werden und keine Rente angespart haben, aber dann ist ja längst eine andere Regierung dran, und jemand anders wird sich finden, der schuld ist.